Ausweitung der Mimesis-Zone
Wenn es eine Gemeinsamkeit des Werks von Ben Öztat mit zeitgenössischen Referenzpositionen gibt, 
dann ist es die eklatante Ausweitung dessen, was in die Reflexionszone des Ästhetischen hineingezogen 
und verarbeitet wird; vor allem aber sind es die Modi der Reflexion selbst, die eine auffallende 
Erweiterung (Diversifikation) erfahren - bei Ben Öztat sind es:  - Verdopplungen - Schichtungen 
- Verknüpfungen - Reihungen - inszenierte Beiläufigkeiten - installative Arrangements - Zitate 
gestischer Malerei - Objet trouvé-Zitate - Minimal-Zitate - Hard Edge - Soft Edge - Colourfield 
Painting. Der Hype der Reflexionsmodi, der Strukturen und Texturen birgt die Gefahr der 
Erschöpfung, der Inflation, der Entropie in sich - aber es geht nicht um den Künstler, 
der sich erschöpft, auch nicht um das Werk, das sich entleert, sondern um die Diagnose 
eines Zustands der Welt, der in den Werken sich zeigt: um den Zeitgeist, der durch Kunst 
und Künstler hindurchweht, der Sturm der Zeit, der uns weitertreibt. 
 Das ist ein 
eigenartiger Zustand, voller gegensätzlicher Gleichzeitigkeiten, angespannt und schlaff, 
aufgekratzt und müde, tief und oberflächlich, vielversprechend und enttäuschend zugleich 
- hier sei angemerkt, dass noch nie in der Geschichte der Kunst es so viele simultane 
Darstellungssysteme gegeben hat wie heute, und zwar sowohl innerhalb des Werks einzelner 
Künstler wie auch im Feld der künstlerischen Manifestationen insgesamt - eine Art 
globaler ästhetischer Genpool, und noch nie war jede der ‘10000‘ Positionen ein 
derartiger Kosmos für sich, wobei verschiedene Elemente des Genpools im jeweils 
spezifischen Kontext eines Werks (in potentiell unendlicher Mischung) sich zu einer 
‘Werkperson‘ verbinden. Die Arbeiten von Ben Öztat reflektieren diesen multiplen 
Zustand, die Pluripotenz all dessen, was uns in die Hände gerät, und mit einer 
kleinen Geste, mit der wir nachhelfen, entsteht das Gute.
Karl Hans Müller
04 2011
		
		
		
		Vielleicht
Vielleicht kann es etwas farbiger Stoff sein.
Und einige Holzstäbe. Ein bißchen Klebeband,
vielleicht einige Kabelbinder. Etwas Pappe, ein
Stück Holz. Ein Metallwinkel, vielleicht zwei.
Vielleicht etwas Farbe.
Vielleicht Gefundenes. Beiläufig daliegend.
Gesehene Möglichkeit. Sich kurzfristig und un-
vorhergesehen einstellende Zuwendung, auf dem
Weg zu …  was noch mal?, egal, vielleicht.
Eventualistische Annäherungen an Fragilarismus-
probleme malereispezifischer Intuitionsoptik
auf pentasemidimensionaler Basis.
Bilder und plastische Arbeiten von Ben Öztat.
Gerne auch tensional konditioniert. Und prae-
coxativ terminiert.
Was wir sehen ist vielleicht leicht, aber nicht
leichtsinnig. Was vielleicht schnell und bei-
läufig entsteht, wird reflektiert, freigestellt.
Vielleicht kombiniert. Bereitgestellt, sichtbar
zu sein.
Prekäres Dasein ist hier nicht bloße Attitude,
sondern wird als Möglichkeit begriffen,
Flüchtigkeit in einer materiellen Manifestation
erfahrbar zu machen. Vielleicht.
AKS    06  2008
Ben Öztat
Geboren 1981 in  Erlangen.
2001 - 2006 Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Günter Umberg.
Lebt und arbeitet in Karlsruhe.
Ausstellungen		     
2008	VIEL/LEICHT	Galerie Horst Schuler, Düsseldorf
2009	DAS UNSICHERE FANGEN DES BALLS	Wohnungsausstellung (cirp cirp),
 
mit Daniela Baldelli, Karlsruhe
2011	STILLER BEN UND ADRIAN	Kunstverein Heilbronn, mit Anna Stiller und
 
Adrian Koerfer
		CAIRNEDITIONS	Pittenweem, Schottland
		
NEUE ARBEITEN	Galerie Horst Schuler, Düsseldorf	
Ausstellungsbeteiligungen	    
2004	WERDER 5			Freiburg
		GESPUCKT			Galerie Bischof, Lahr
2005	DIE MIOZÄNE UNTERFLÖZGRUPPE	Freiburg
2009	DAS AUGENBLICKLICHE PARADIES	Kulturstation 10, Zeißholz
2010 KNIZAK (Buchveröffentlichung)	gezeigt im:  V8, Karlsruhe  //  Dock, Basel  // 
 
Kunstverein Freiburg
2011 A Turk in Vienna / KNIZAK II RAUMSTATION, Wien